Gerade im Spitzensport spielt die Rückwirkungsfreiheit von Sensorik und Aktorik eine zentrale Rolle. Um eine hohe Akzeptanz zu erreichen, muss sich der Athlet beim Tragen des Wearables wohl fühlen. Die technische Lösung darf den Athleten keinesfalls bei der Ausführung seiner Bewegung behindern. Zwar ist die Anpassung durchaus – in geringem Maße – möglich, je nach Sportart stellt dieser Anspruch jedoch eine große Herausforderung dar.
Zur Trainingssteuerung bei Ausdauersportarten nutzen Spitzensportler häufig Echtzeit-Tracker, die via Sensorik ein Feedback über die aktuelle Leistung und Belastung geben. Klassische Beispiele hierfür sind Uhren und Anzeigen am Arm oder am Handgelenk. Doch wie unterscheidet sich deren Nutzung hinsichtlich verschiedener Anwendungsgebiete und Sportarten? Und welche Einschränkungen und Unannehmlichkeiten sind damit verbunden?
Ein Radfahrer ist während seiner Bewegung beispielsweise dauerhaft mit den Armen an den Lenker gekoppelt. Für ihn bedeutet der „Blick auf die Uhr“ keine merkliche Einschränkung in seinem Bewegungsablauf. Ein Läufer hingegen muss die zyklische Bewegung seiner Arme unterbrechen, um das visuelle Feedback seines Trackers abrufen zu können. Noch deutlicher ist die Einschränkung beim Schwimmen. Ein Leistungsschwimmer muss seine rotierende Armbewegung zwangsläufig unterbrechen, um auf die Anzeige am Arm zu blicken. Die Folge für den Sportler sind der Verlust an Vortrieb, ein Einschnitt in Konzentration und Fokus sowie ein gestörter Ablauf der Bewegungsroutine und -ökonomie.
Wie können Wearables also sportartspezifisch konstruiert und optimiert werden? Wie können die Art oder der Ort der Informationsübermittlung variiert und adaptiert werden? Einige bereits verfügbare Wearables aus dem Schwimmsport setzen genau hier an und bieten ein gutes und breites Beispielfeld, um weitere angepasste Lösungen für den Spitzensport zu entwickeln.
Der Leistungstracker Instabeat übermittelt Daten mittels visuellen Feedbacks in der Schwimmbrille. Das Wearable misst die Herzfrequenz an der Schläfe und gibt dem Sportler über eine dreistufige Farbdarstellung innerhalb der Schwimmbrille eine Echtzeit-Rückmeldung zu seinem aktuellen Intensitätsbereich.
Des Weiteren besteht die Möglichkeit der auditiven Informationsübertragung. Bei AquaPulse, einer Lösung von Finis, wird ebenfalls die Herzfrequenz des Athleten in Echtzeit gemessen und an diesen weitergegeben. Hierzu wird ein Clip-Sensor am Ohrläppchen angebracht, der gleichzeitig als Aktor dient. Die Information über die aktuelle Belastung wird über Vibrationen via Bone Conduction Technlogy auditiv an das Innenohr weitergeleitet.
Die Lösung XMetrics Pro bedient sich ebenfalls des auditiven Feedbacks. Das Wearable wird am Hinterkopf an der Schwimmbrille befestigt und misst die Parameter Distanz, Geschwindigkeit, Anzahl der Armzüge, die Zugfrequenz sowie die zurückgelegte Strecke pro Armzug. Über wasserdichte Kopfhörer werden die Informationen an den Athleten weitergegeben.
Eine Kombination der bereits dargestellten Funktionalität aus Datenerfassung und Feedbackübertragung stellt das Wearable Marlin von Platysens dar. Für ihre Lösung, die über eine Kick-Starter-Kampagne finanziert wurde, wird das bisherige Lesen des nassen Trainingszettels am Beckenrand sowie das Lesen der Uhr zum Feedback über Leistungsparameter abgeschafft. Durch die Integration von GPS wird auch eine spezielle Lösung für Lang- und Freiwasserschwimmer geboten. Neben Tracking ermöglicht das Wearable auch Navigation, verschiedene Trainingsprogramme und das Monitoring von Leistungsparametern mit auditiven Feedback.
Ein Beispiel für den taktilen Ansatz von Informationsübermittlung ist das Produkt Blind Cap von Samsung, das für Schwimmer mit Seheinschränkungen entwickelt wurde. Die herkömmliche Methode, blinde Schwimmer auf den Wendepunkt aufmerksam zu machen, war eine Berührung mit einem Stab durch den Trainer. Samsung wollte dies mit der Entwicklung der neuen Blind Cap verbessern. Hierbei werden die Information per Vibration in der Schwimmkappe an den Athleten übermittelt.
Diese Art der Informationsübertragung könnte hinsichtlich Inhalt und Zielgruppe ausgeweitet werden, beispielsweise zur Linienführung und Orientierung im Freiwasser. Lästiges und unökonomisches Kopfheben, das zur Orientierung empfohlen wird, würde sich so erübrigen. Eine weitere Möglichkeit wäre die Kombination von taktilem und auditivem Feedback, sodass zwar ausreichend auditive Rückmeldung vorhanden ist, aber die Fülle an Informationen die Konzentration nicht beeinträchtigt. Auch eine individuelle Einstellung und Anpassung wäre hier denkbar.
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