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Eckehard Fozzy Moritz, Leiter des Innovation Hub Spitzensport Quelle: Innovationsmanufaktur

Digitalisierung ist eines der mächtigsten Werkzeuge für die Gestaltung der Zukunft überhaupt; mit großartigen Chancen, aber auch erheblichen Risiken. Das gilt auch für den Leistungssport: Digitalisierung kann und wird die Art und Weise verändern, wie trainiert wird und wie die Betreuungssysteme im Sport funktionieren. Digitalisierung wird aber auch das Sporttreiben selbst und die mediale Aufbereitung in ganz neue Richtungen lenken.

Um einen Überblick zu geben, welche Potenziale es für Digitalisierung im Leistungssport gibt und wie diese gehoben werden können, hat der Innovation Hub ein Stimulationspapier für die Akteure des Leistungssports entwickelt. Bühne frei für die Diskussion, und noch mehr für die kreative sportlerzentrierte Gestaltung…

ATHLETENENTWICKLUNG IM TRAINING UND WETTKAMPF

Im Fokus von mehreren Projekten bzw. Initiativen steht derzeit die Konzipierung (und potenzielle Realisierung) von digitalen Angeboten bzw. Plattformarchitekturen zur Unterstützung des Leistungssport. Ein Kernziel ist hierbei die standardisierte vereinfachte Erfassung und Nutzung von Daten rund um Training und Wettkampf von Athleten über deren gesamten aktiven Wettkampfzeitraum hinweg, plus Andockmöglichkeiten für Analysen, Forschung und Entwicklung, für Gesunderhaltung und für generelle Verwaltungszwecke. Damit wird für den Spitzensport eine proprietäre Möglichkeit geschaffen, niederschwellig wechselseitiges Lernen anzuregen und Kooperationen zu verbessern, Prozesse effizienter zu gestalten und die Qualitätssicherung zu verbessern. Schließlich entsteht so auch eine ausreichende Datenbasis, um über Data Mining neue Zusammenhänge zwischen Training, Wettkampf, Regeneration usw. zu erkennen und die jeweilige Individualisierung zu verbessern.

VERWALTUNGSUNTERSTÜTZUNG

Das ist ein Thema, das die Sportverbände weiterhin umtreibt: Wie kann ich organisatorische und bürokratischer Prozesse in den Verbänden am besten unterstützen? Das ist sicher ein wichtiges Thema, aber nur am Rande relevant für die Erschließung von Innovationspotenzialen durch Digitalisierung.

KOOPERATIONS- UND WEITERBILDUNGSUNTERSTÜTZUNG

In Zeiten des Corona-Lockdowns zeigte sich plötzlich ein sehr hoher Bedarf an Online-Tools für Web-Konferenzen, Web-Weiterbildung usw. Im WiKo Bereich von wiss-netz.de gab es hierzu einen regen Austausch, Empfehlungen und Überblicke. Es könnte sinnvoll sein, mit einem Kooperationspartner hier ein einheitliches und sicheres Tool anzubieten, das von allen Verbänden einfach genutzt und zentral betreut, spezifisch angepasst und entsprechend der technologischen Möglichkeiten und der intendierten Nutzensettings weiterentwickelt werden könnte.

INNOVATIONSUNTERSTÜTZUNG

Zur Innovationsunterstützung existiert bereits die Plattform wiss-netz.de, die Kooperationsunterstützung, innovationsrelevantes Wissensmanagement und die Möglichkeit zur Kommunikation rund um und in Initiativen und Projekten umfasst. Hier wäre es auf jeden Fall denkbar, weitere Elemente wie eine virtuelle Unterstützung systematischer Innovationsarbeit oder auch eine digitale Experimentierlounge hinzuzufügen. Wichtiger hier scheint jedoch zunächst die Weiterentwicklung der Innovations- und Kooperationskultur im deutschen Leistungssport – damit das innovative Denken und Handeln selbst im Moment im Fokus steht und nicht unterstützende Werkzeuge hierfür.

VIRTUALISIERUNG DES SPORTS

Das ist für mich DAS Thema für die Zukunft des Sports, und sollte für mich in der Förderung und Zusammenarbeit mit Partnern an oberster Stelle stehen. Denn in der Zukunft des Sports werden virtuelle Anteile unbedingt zunehmen! Um nur einige Beispiele zu nennen:

  • Durch sportnahe Simulationen wie beim E-Cycling können ortsunabhängig Events und Wettkämpfe angeboten werden; kann umfangreiches Scouting in neuen Zielgruppen realisiert werden; können auch in Zeiten von Lock-Down Training und Wettkämpfe weitergehen.
  • Durch eine Gamifizierung und Nutzung anderer Potenziale virtueller Medien können die Vielfalt des Trainings und die motivationalen Anregungen erhöht werden. In einer Erweiterung der Potenziale durch KI-Einsatz kann auch eine Individualisierung des Trainings, von Rehabilitation usw. zusätzlich gefördert werden.
  • Auf absehbare Zeit werden zwischen Sport und Gaming völlig neue Sportarten entstehen, die virtuelle Welten mit körperlichen Herausforderungen auf neue Art verbinden. Diese schaffen nicht nur neue Arten des Sporterleben, sondern erlauben auch völlig neue Ansätze in der immersiven Zuschauerteilhabe.
  • Schon in näherer Zukunft werden IT-gestützte Elemente in Wearables, Sportgeräten und Infrastruktur sowohl das Athletenmonitoring weiter automatisieren und vereinfachen und die mediale Attraktivität deutlich erhöhen können.

Einige Gedanken zu diesem Thema habe ich auch zu diesem Artikel beigesteuert: https://www.zeit.de/sport/2020-04/virtueller-sport-spitzensport-jan-frodeno

VIRTUALISIERUNG DES TRAININGS

Moderne Kommunikationstechnologien machen es immer besser möglich, auch Coaching über weite Distanzen zu realisieren. Die Bandbreite hier reicht vom Trainer als Telefon-/Skypejoker über die Nutzung moderner Plattformen und Sensoren zur Sportler-Trainier-Interaktion und die immer größere Vielfalt von virtuellen Trainern bis hin zum noch in den Kinderschuhen befindlichen Potenzialen für KI-„Trainer“. Auch Trainingsgruppen können virtuell über Orts- und auch Sportartengrenzen hinweg organisiert werden.

Neben der Unterstützung konkreter Entwicklungsvorhaben in diesem Kontext an sich wäre auch eine Art Handbuch sinnvoll, das die verschiedenen Möglichkeiten und ihre effiziente Nutzung beschreibt. Ebenso müssen neue Lösungen für die Verletzungssicherheit und Sofortbetreuung bei möglichen Trainingsunfällen entwickelt und realisiert werden.

UNTERSTÜTZUNG DES SCOUTINGS DURCH BIG DATA ANALYSEN

Scouting im Sport wird normalerweise auf die Identifikation zukünftiger Medaillengewinner oder auch Erfolgstrainer bezogen; zur Unterstützung von Innovation können aber auch neue technische und soziale Trends, neue Motivationscluster oder neue wissenschaftliche Methoden und Erkenntnisse gemeint sein, jeweils mit potenzieller Relevanz für den Leistungssport. In all diesen Nutzungsfällen kann es nun sinnvoll sein, existierende Vorgehensweisen mit innovativen Ansätzen der Data Science zu kombinieren, um durch potenzielle Mustererkennung neue Suchpotenziale zu erschließen. Durch Big Data könnten Sportler schon in ihrer frühen Entwicklung als für bestimmte Sportarten besonders geeignet identifiziert, Trainer in der Individualisierung der Methoden unterstützt, Entwicklungsergebnisse aus der Grundlagenwissenschaft als potenziell spannend für die innovative Verbesserung von Gleitreibung, Gerätesteifigkeit oder Schwingungsdämpfung vorgeschlagen werden.

ZUKUNFT DER MEDIEN (EINSCHLIEßLICH SOZIALER MEDIEN)

Digitalisierung verändert auch die Medienwelt rund um den Leistungssport radikal. Einige Möglichkeiten für Zusatzangebote von klassischen Übertragungen und neuen Sport- und Teilhabeformen wurden bereits benannt. Insbesondere soziale Medien werden die Art der Verfolgung von Sportereignissen und der Identifikation und Kommunikation mit den Idolen weiter verändern: Hier sollten Sportler und Verbände kompetenter und unabhängiger unterstützt werden. Ebenso werden ergänzend zum selektiven Push (Bespielung von Kanälen mit Keywords, Hashtags) neue Angebote des Pull („ich möchte jetzt gerne Ideen für ein interaktives Krafttraining, das mich auf die Teilnahme an Kanu-Kurzstreckenrennen vorbereitet) entstehen müssen.

QUERSCHNITTSTHEMA SICHERHEIT

Bei all diesen Projekten spielt nicht nur der Datenschutz selbst, sondern auch die Sensibilisierung für die möglichen Gefahren und die Desensibilisierung zur Vermeidung überhöhter Vorsicht eine Rolle. Weiterhin ist das Thema Datensicherheit zu beachten: Wissensdatenbanken sind von potenziell höchstem Interesse für die internationale Konkurrenz. Es ist daher wichtig, dass Trainer, Athleten, Funktionäre darauf vertrauen können, dass essentielle Daten unbedingt sicher sind.

KONTAKT

PROF. DR.-ING.ECKEHARD F. MORITZ

Innovationsmanufaktur GmbH Hohenzollernstr. 26 80801 München

Fon: +49-89-18 91 719 0

Mail: efm@innovationsmanufaktur.com