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Mit seinen über 500 Expertinnen und Experten entwickelt das WISS-Netzwerk innovative Projektideen für den deutschen Leistungs- und Hochleistungssport. Wir bringen dafür zahlreiche Kooperationen und Projekte auf den Weg und vernetzen Menschen mit unterschiedlichstem Wissen aus Sportpraxis, Technologieentwicklung und Wissenschaft. Künftig wollen wir die Köpfe hinter dem WISS-Netzwerk näher vorstellen, die als Innovationstreiber stellvertretend für das gesamte Netzwerk stehen.

Fee Beyer hat mehr als zehn Jahre Erfahrung im Scouten und in der Vermarktung neuer Technologien. Von 2012 bis 2016 war sie Programmchefin des Tech-Incubators der Deutschen Telekom. Sie berät Vereine im Profisport sowie Entwickler und Anbieter von Sport- und Medizintechniklösungen. Fee ist ambitionierte Sportlerin und ehemalige Schwimmerin.

Quelle: Fee Beyer

Kurze Vorstellung, dein Background, was machst Du genau Fee?

Ich scoute, berate und vertreibe neue SportTechnologien für Trainerstäbe im Profisport. Dabei fokussiere ich mich auf die Performance-Themen wie Leistungsdiagnostik, Training, return to Sports – allem übergeordnet die Datenanalyse zur Mustererkennung und schnelleren Entscheidungsfindung.

Bevor ich mich selbständig gemacht habe, habe ich mehr als 10 Jahre für große Konzerne wie z.B. der Deutschen Telekom im Bereich Innovation als Tech-Scout und Startup-Coach gearbeitet. Zu den Technologien, mit denen wir damals gearbeitet haben, gehörten beispielsweise cloudbasierte Geschäftsmodelle, Internet of Things, Analytics, Big Data, Digital Health. Ich selbst war lange Zeit Schwimmerin, seither ambitionierte Hobbysportlerin und habe schon früh angefangen meine Leistung zu tracken und auszuwerten. Als ich dann im Rahmen meiner Arbeit gesehen habe, wie sich neue Technologien im Profisport durchsetzen, habe ich das eine mit dem anderen kombiniert und mich mit dem, was ich heute mache, selbständig gemacht.

Mittlerweile habe ich eine der größten Datenbanken für Technologien für den Profisport aufgebaut, teste kontinuierlich neue Technologien, lerne Firmeneigentümer und Mitarbeiter kennen, befrage Teams, die evtl. die Technologien bereits nutzen. So bekomme ich ein sehr gutes Verständnis für die einzelnen Technologien und kann dann oft – wenn ein Team eine spezifische Problemstellung im Trainingsalltag formuliert – die dazu passende Technologie raussuchen.

Wie siehst du die aktuellen Technologie Trends im Profisportmarkt?

Die aktuellen und allgemeinen Technologie-Trends schlagen sich natürlich auch im Profisport nieder. Wenn ich mir dabei den Performance-Bereich anschaue, sehe ich folgende Entwicklungen:

⇒ Video Technologie

Auf Hardware Ebene entwickelt sich die Kamera Technik weiter, d.h. immer mehr Datenpunkte werden – immer mobiler – erfasst und übertragen (4k, 5k Kameras). Auf Software-Ebene – also hier Computer Vision – sind die Entwicklungen derzeit ähnlich rasant. Z.B. werden dem Zuschauer (und natürlich den Trainern) bei den Olympischen Spielen 2020 Echtzeit-biomechanische Daten der Athleten zur Verfügung stehen, Intel nennt das „3D Athlete Tracking“. Dabei werden schwenkbare, hochmobile Kameras eingesetzt, um Form und Bewegung eines Athleten zu erfassen. Ein Algorithmus führt dann die biomechanische Analyse durch. Für den Zuschauer und die Trainer visualisiert das System die Daten, die dann während 100m- und anderen Sprints verfügbar sind.

⇒ Sensoren am Körper

Sensoren werden allgemein immer kleiner, können mehr Daten erfassen und verarbeiten, Beispiel Hybrid-Sensoren im Fußball. Sensoren messen zunehmend immer mehr Gesundheitsdaten und geben mir somit ein 24/7 Bild des Gesundheitszustandes eines Athleten. Ob wir das wollen, ist noch mal eine ganz andere Diskussion. Auch bei Abnahme und Auswertung von Biomarkern tut sich viel, es gibt z.B. bereits Geräte, die nicht-invasiv Glukose und Laktat messen. Gerade letzteres ist eine große Erleichterung für die Leistungsdiagnostik, muss jedoch zum Teil noch wissenschaftlich evaluiert werden.

Auch ein spannender Bereich zum Thema Sensorik: Während eines Spieles in Echtzeit die Belastung eines jeden Spielers auf verschiedenen Ebenen einsehen können und dementsprechend Auswechselentscheidungen auch hinsichtlich Belastungszustand besser treffen können.

⇒ Künstliche Intelligenz / Hyperautomation

Künstliche Intelligenz wird derzeit als Trend sehr gehypt. Was für mich im Profisport konkret dahinter steckt, ist eine automatische Mustererkennung im Sinne der Belastungssteuerung und Verletzungsreduktion. D.h. die Idee, dass der Trainer automatische alerts erhält, wenn Auffälligkeiten in Datenreihen auftreten. Das setzt voraus, dass möglichst viele relevante Datenpunkte meiner Athleten gesammelt, aggregiert und sauber ausgewertet werden können.

⇒ Neurotechnologie

Hier gehen Gehirnforschung und Neurotechnologie Hand in Hand. D.h. beide Bereiche entwickeln sich derzeit rasant. Somit verstehen wir Zusammenhänge im Hirn besser und können diese mit Neurotechnolgie einerseits messen, andererseits gewisse Regionen im Hirn gezielt stimulieren und trainieren. Mit dem damit immer besser werdenden Testen und Trainieren von kognitiven Fähigkeiten wie z.B. Konzentration, Mustererkennung, Reaktion etc. erschließen wir uns ein bisher weitestgehend unausgeschöpftes Potential, um Leistung zu optimieren. Es bleibt spannend, wie sich diese neue Technik in den nächsten Jahren weiterentwickelt und ob sie sich perspektivisch im deutschen Spitzensport etablieren wird. Hierbei müssen natürlich neben der potentiellen Leistungsoptimierung ethische und gesundheitliche Aspekte immer im Vordergrund stehen.

Allen erwähnten Trends übergeordnet werden aber auch die Anforderungen an Technologien größer. Erfolgreiche Technologien sind anwenderfreundlich und passen in die Hosentasche. Das bedeutet auch, dass Smartphones zeitversetzt immer irgendwann das können, was zunächst nur große aufwendige Systeme können. Das Gleiche gilt für jegliche Form von Trainingssystemen und Daten, die über Smartphone jederzeit und ortsunabhängig bedienbar und abrufbar sein müssen. Gerade im Profisport spielt das eine große Rolle.

Im zweiten Teil des Interviews sprechen wir mit Fee Beyer über die internationale Konkurrenz, Athletenmonitoring und wie sie Ihre Expertise ins WISS einbringen will…